Servicegesellschaft
Die Servicegesellschaft im Gesundheitswesen, ein kleiner Exkurs
Mit Augenmaß und gut vorbereitet
Die trägereigene Servicegesellschaft im Gesundheitswesen ist die Alternative zum Eigenbetrieb oder zum klassischen Outsourcing. Der vordergründige Reiz dabei ist der Wunsch die bei der Vergabe von Dienstleistungen anfallende Mehrwertsteuer durch die Gründung einer umsatzsteuerlichen Organschaft zu eliminieren. Doch Vorsicht! Wer lediglich den steuerlichen Aspekt als Gründungsmotiv heranzieht, verzichtet auf das vielfältige Gestaltungs- und Optimierungspotential das dieser Alternative innewohnt.
Mehrwertsteuer heute und in Zukunft
Ob in der Werbung oder auch in zahlreichen Publikationen, bis heute heißt es: "Gründen Sie eine Servicegesellschaft, sparen Sie die Mehrwertsteuer!". Diese Aussage ist so falsch. Über den nicht steuerbaren Innenumsatz im Leistungsaustausch zwischen Organträger und Organgesellschaft wird die auf den geschaffenen Mehrwert anfallende Mehrwertsteuer eingespart. Die Vorsteuer für bezogene Lieferungen und Leistungen bleibt der Servicegesellschaft als nicht abzugsfähige Vorsteuer als Kostenbestandteil erhalten. Insofern liegt das tatsächliche Einsparpotential nicht auf Höhe des jeweilig anfallenden Mehrwertsteuersatzes, sondern einige Prozentpunkte darunter.
Auch taucht das Thema "Mehrwertsteuer und Servicegesellschaft" zyklisch in der politischen Diskussion auf nationaler als auch europäischer Ebene auf. Mehr oder weniger lautstark wird dann wieder einmal das Ende der umsatzsteuerlichen Organschaft heraufbeschworen. Bislang ohne eine tatsächlich beschlussfähige Gesetzesvorlage. Doch sollten wir nicht so vermessen sein zu denken, dass dies auf ewig so bliebe.
Deshalb lohnt es sich allemal, die beständigen Vorteile, die das "Outsourcing an sich selbst" mitbringt, etwas genauer zu betrachten.
Corporate Identity und Einfluss
Die zu gründende Gesellschaft sollte sich am Corporate Design und dem Leitbild des Trägers orientieren. Somit bleibt die Identität der Serviceleistungen im Haus aber auch für das Gesamtangebot der Trägerorganisation erhalten. Die so geschaffene Möglichkeit, der Tochtergesellschaft eine eigene trägernahe Markenidentität zu geben, sollte unbedingt wahrgenommen werden. Eine gut gestaltete Marke kann die öffentliche Wahrnehmung für das gesamte Leistungsangebot der Trägergesellschaft positiv beeinflussen.
Dieses ist besonders hervorzuheben, da interessanterweise kaum eine Servicegesellschaft beworben wird. Der Blick ins Internet lässt erkennen, dass die Existenz von Tochtergesellschaften regelmäßig verschwiegen wird. Wieso das so ist? Keine Ahnung. Das hier die Ressourcen einer guten Öffentlichkeitsarbeit nicht genutzt werden ist offensichtlich.
Der Einfluss auf die Leistungsstruktur, die Leistungsverzeichnisse und die Ausgestaltung der Dienstleistungen liegt unmittelbar beim Träger. Es gibt keine Deutungshoheit über Vertragsinhalte. Es wird das realisiert, was der Träger und, so vorhanden, der Partner im Management der Gesellschaft zusammen beschließen.
Personal und Personalüberleitung
Wenn die ver.di verlauten lässt, dass sie das Wort "Servicegesellschaft" zum Unwort des Jahres vorschlagen möchte, kann mit hoher Sicherheit konstatiert werden, dass die Gründungsväter der gemeinten Gesellschaft ihre Hausaufgaben nicht korrekt gemacht haben.
Wer die Servicegesellschaft als Mittel der sofortigen Personalkostenreduzierung sieht, sollte bedenken, dass motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Rückgrat personalintensiver und patientennaher Dienstleistungen sind. Die Gründung eines Unternehmens ist ein auf Dauer angelegtes Vorhaben. So sollen auch die personelle Konzeption sowie die gewünschten Einspareffekte angelegt sein. Eine unter Einbeziehung der Mitarbeitervertretung gut vorbereitete Personalüberleitung unterstützt das Gelingen des gesamten Gründungsvorhabens.
Wirtschaftliches Potential
Zu Beginn einer jeden Unternehmensgründung sollte ein Businessplan stehen. Bestehende Leistungsgerüste zu übernehmen und lediglich die Mehrwertsteuer aus den Jahreskosten heraus zu rechnen ist zu kurz gesprungen. Vielmehr geht es darum, eine gut geplante gewerblich tätige GmbH in eine gute Zukunft zu bringen. Das geht nur mit Plan und Kompass.
Das tatsächliche wirtschaftliche Optimierungspotential erschließt sich sukzessive. Dafür müssen alle Prozesse in ihre Einzelschritte zerlegt, überprüft und neu zusammengebaut werden. Tabus darf es nicht geben. "Das haben wir schon immer so gemacht" und "Dieser Bereich ist unantastbar" sind die Totschlagargumente eines jeden Neuanfangs.
Nach und nach sollte überprüft werden, welche der zahlreichen nicht medizinischen und nicht pflegerischen Prozesse einer Einrichtung in die trägereigene Gesellschaft integriert werden können. Erst die Herauslösung aller nicht zur Kernleistung des Trägers zählenden Prozesse erlaubt eine abschließende Bewertung und Entscheidung zur Integration in die Service GmbH.
Partnerschaften und Know How Transfer
Auch wenn die zu gründende Gesellschaft zu 100% der Gesellschaftsanteile im Besitz des Trägers bleiben soll empfiehlt sich die Einbindung eines fachlich kompetenten Managementpartners, der sein Know How permanent zum Wohle der Gesellschaft zur Verfügung und sein eigenes Netzwerk in den Dienst der Einrichtung stellt.
Die heute notwendige Kompetenz um im Kontext nationaler und europäischer Regelwerke im Dienstleistungsbereich wettbewerbsfest und erfolgreich zu arbeiten, machen die dauerhafte Integration fachlicher Expertise unabdingbar.
Fazit und Ausblick
Allen Unkenrufen zum Trotz ist eine gut vorbereitete und gut geführte Servicegesellschaft nach wie vor eine attraktive Alternative zur Fremdvergabe von Dienstleistungen. Auch wenn in Zukunft die heute offensichtlichen Vorteile in Bezug auf die Mehrwertsteuer wegfallen, so wird ein gut aufgestelltes Tochterunternehmen alle zukünftigen Entwicklungen im Gesundheitswesen mit hervorragenden und bewertbaren Dienstleistungen begleiten können.
Dabei lohnt es sich auch immer, die bereits vorhandene Gesellschaft einmal auf den Prüfstand zu stellen um zu ermitteln, ob hier wirklich alle Synergien und Potentiale identifiziert und bearbeitet wurden.